Nachdem sich Wesentliches (zumindest aus meiner Sicht) in diese Welt gebracht hat, stieß ich die Tage durch eine Bekannte auf den Begriff „Achtsamkeit“, mit dem sie sich in diesem Jahr wohl auseinandersetzen mag. Und ich denke, betrifft es nicht nur sie.
Ich befinde mich aktuell einem Punkt, wo ich mich sogar von meinem alten Tun zunehmend abzulösen scheine und mich in einer Art „verordneter“ Ruhephase bewege.
Gerade höre ich das Läuten der Kirchenglocken – ganz in der Nähe. Durch das gekippte Fenster strömt eine leichte Brise herein, die von Weitem bereits einen Frühling erahnen lässt – einen neuzeitlichen.
Die Sonne scheint ins Wohnzimmer und in den Wolken „grummeln“ miteinander ein paar eilige Passagierflugzeuge.
Die Hände ruhen zwischendurch, bevor sie wieder eifrig Gedanken in die Tastatur dieses Rechners einfüllen, auf einem hölzernen Tisch, dessen Unebenheiten in den vielen Jahren seiner Benutzer sich geglättet fühlt. Die dunklen Teile der Maserung sich jedoch weiter beharrlich gegen die menschliche Witterung zur Wehr setzen.
Der Kaffee in der Tasse mit Weihnachtsaufdruck ist während dieser Zeilen bereits kalt geworden. Auf der Innenseite hat sich bereits ein dünner Rand aus getrocknetem Kaffee und Hafermilch gebildet.
Einen kleinen Schluck nehmend, spielt vor mir in leichten Klängen Jóhann Jóhannsson’s „Free the Mind“. Jener, der auch die Musik zum Film „Arrival“ komponiert hat – einem Film, den ich noch immer nicht gesehen habe.
Die Stille beobachtend, lässt sie mich in einem langsanften Rhythmus verbleiben. Fast kann man das leise Knistern, Prasseln und Rauschen des auftreffenden Sonnenlichts vernehmen – wohl dabei überlegend, welchen Weg es für sich nehmen wird, wenn man es gerade einmal nicht beobachtet. Abermilliarden – von Sekunde zu Sekunde, bis sogar die Zeit ihre Bedeutung zu verlieren scheint.
Ob das Wesentliche wirklich schon vorhanden ist? Wenn ich mich in diesem Moment dazu entscheide es so anzunehmen, ja.
Der Kaffee bleibt weiterhin kalt.
Die Frage, ob ich etwas tun „muss“
Erzwingen kann man sowieso nichts, denn es wäre nicht mehr von Dauer. Auch nutzt es nichts, noch so heldenhaft in den Tag hineinstürmen und gewohnt das Wollen nur genug zu wollen.
Mir ist nach neuer Zeit im Außen, bei dem Gefühl der Gelassenheit im Inneren. In der Ruhe liegt wahrlich die Kraft.
Schließlich ist es nicht nur ein Job, den man an jeder beliebigen Ecke den Menschen marktschreierisch feil bietet – obwohl es im Kern und langfristig dennoch jeden betrifft. Beharrlichkeit und Erfahrung. Gut, an dieser Stelle Deutscher zu sein.
„Und wer hier nicht fragt, bekommt keine Antwort. Und wer fragt, wird nicht jene Antwort bekommen, die er gewohnt erwartet.“
Gerade klingt mir in den Ohren, ich „müsse“ mir endlich Gedanken um meine Zukunft machen. Als ob „ich“ mich nun endlich entscheiden „müsse“, ein „Ei“ zu legen.
Wer selbst würde sich auf eine Jahre lange „Reise“ begeben, wenn ihm die Aussichten zunächst so unscharf oder zweifelhaft begegnen und erscheinen würden, weil er gewohnt ist, zuerst die Belohnung in greifbarer Nähe zu erfahren, bevor er mit seiner Arbeit beginnt? Ich mag es für mich mit Wagemut, Beharrlichkeit und meinem festen Glauben beschreiben. Meine beiden Söhne verstehen mich.
Ich kenne meine Aufgabe: Kommunikation, Organisation, Vorträge – neue Zeit. Alles Notwendige dazu, trage ich in mir – etwas, was sich nicht ebenen mal auf „Webseiten machen“ reduzieren lässt.
Wer hier insgesamt nicht im Thema ist, sieht in mir etwas, was er nicht zuordnen kann, wie in einer parallelen Welt, jenseits von dieser – existent und doch nicht greifbar. Das Wesentliche im Außen geregelt, bedarf es nur noch des entsprechenden Momentes – besser: einer Entscheidung – wie bei allen Dingen. Wie damals, vor meinen beiden Monitoren, die mich erwartungsvoll anschauten, als sich plötzlich die „Gelbe Post“ stapelte und ich nur sagte: „Ja, ich nehme diese Aufgabe an.“
Meine Reise gleicht der eines Christoph Kolumbus oder der eines Heinrich Harrer.
Ich „müsse“ mir endlich Gedanken um meine Zukunft machen. Beinhaltet dieser Gedanke nicht auch die stille Sehnsucht jener und ihren Hoffnungen auf Rückkehr zu gewohnter Sicherheit und Kontinuität? Ich denke, wenn Kolumbus und Harrer „einen auf Sicherheit gemacht“ hätten, wären sie „sicher“ zuhause am warmen Ofen geblieben.
Die Überschrift lautet: Frieden, Freiheit, Miteinander und eine neue Welt- und Wirtschaftsordnung. Doch nicht etwa „per order die Mufti“. Erkennbar, warum es bisher auch über elf Jahre Zeit, eine Vielzahl an Themen, deren Zusammenhängen und Rückbezüglichkeiten es zu Erkennen, in Anspruch genommen hat.
Die Neue Zeit ist keine Modeerscheinung oder eine Art „Newer Age“-Trend, den man eben mal wie in der Ökonomie als „CIM“, „SOA“ oder „Industrie-Revolution 4.0“ durchlebt, um später wieder in einer kollektiven Ernüchterung zu erwachen.
Heute weiß ich: Man braucht einem Fisch nicht erzählen, dass er im Wasser schwimmt. Und schon gar nicht bei einem Thema, was bis jetzt kaum jemand zu verstehen scheint. Deshalb ist das Internet ganz prima, dort steht alles geschrieben und jeder mag, wann immer ihm danach ist, darin lesen – in mittlerweile ca. 13.000 DIN-A4-Seiten.
Und zu versuchen, es jemandem glaubhaft machen zu wollen, zeigt immer wieder, dass die Menschen sich durch ihr Wissen, Fähigkeiten, Entwicklung und Aufgaben voneinander unterscheiden.
„Para dies.“
Es „muss“ ja auch nicht jeder verstehen, lediglich jene, die sich davon angesprochen fühlen, wenn es auf der einen Seite um hochwirksame und ihrer Komplexität enthobenen Organisationsstrukturen auf Basis natürlicher Regelmechanismen geht.
Ich „muss“ ja auch nicht lernen, wie der Chirurg seine OP durchführt, der Pilot ein Flugzeug fliegt oder der Datenbank-Experte das neueste „Orakel“ beherrscht. Wo sollte das auch hinführen?
Das „andere Thema“ betrifft zwar die Gesellschaft in ihrem Denken und Handeln an sich, jedoch ist es bereits jetzt sehr weit gedacht, wie mir dies ein Noam Chomsky selbst bestätigt hat. Auch wenn sich so mancher „noch nicht“ dazu entscheiden mag, sind „Freiheit, Vernunft, Verantwortung und Souveränität“ nicht mehr länger nur wohlklingende Worthülsen mit falschen und oberflächlichen Bedeutungen und Zusammenhängen. Veränderungen finden im Innen sowie im Außen statt. Entscheiden mag sich jeder selbst.
Alles ist so gut, so wie es ist.
Dort wo ich aktuell wohne, gibt es kein Internet, keine E-Mails, kein Skype und kein Telefon – nur meinen Laptop und das Handy.
Mein Arbeitsrechner steht noch zusammengepackt in der Abstellkammer und ich habe nicht das Gefühl, dass ich ihn unbedingt benötige, um mal wieder die eine oder andere, zum Beitrag passende 3D-Grafik zu erstellen. Ich denke, 28 Jahre sind nun genug.
Wenn ich ins Internet gehen möchte, nehme ich den Wagen und fahre ein paar Kilometer bis zu einem Internet-Café, wobei ich aktuell noch nicht einmal weiß, in welcher Richtung das liegt.
Stille. Ab und zu höre ich einen Zug durch den Ort fahren. Erst gestern morgen bin ich bei langsam verziehenden Wolken und gleißendem Sonnenlicht im nahegelegenen Wald spazieren gegangen – am Wehr vorbei. In der Nähe scheuchte ein Specht die Insekten auf.
Interessant, dass sich an alten Wehren wohl überall der gleiche Geruch bildet.
Erinnert mich an zuhause… zuhause… dort mag ich wieder hin.
Und der Kaffee? Der ist immer noch kalt.